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PB400 W ParkPro Run Red

von Albert Türtscher

Dass Kässbohrer einen neuen PistenBully 400 entwickelte, sprach sich bereits im Sommer 2020 herum, als erste Bilder von einem camouflaged Erlkönig auftauchten. Im März 2021 gab es dann erste Fotos im rot-schwarzen Design, allerdings noch ohne Beschriftungen. Mitte Jänner 2022 ließ dann Kässbohrer die Katze aus dem Sack und präsentierte den neuen PB400 RUN RED offiziell in einem Live-Stream-Event. Und wow, er schaut echt geil aus! 

Bereits einen Monat später erhielt Pistenking Originaldaten, und für einen angedachten Bausatz übernahm ich die CAD-Arbeiten. Die Hauptarbeit ist dabei die Teile auf eine modellgerechte Wandstärke aufzudicken. Wenn man nämlich die Originalteile auf den Maßstab 1:12 hinunter skaliert, sind die Wandstärken zu dünn für alle Fertigungsverfahren, sei es 3D-Druck oder Spritzguss. Leider klappt das in keinem CAD-System, diese in einem Schritt per Mausklick einfach aufzudicken, weil es dabei an vielen Stellen unweigerlich zu Selbstüberschneidungen kommen würde. Daher musste ich die Teile Schritt für Schritt aufdicken und auch entstehende Spalte auffüllen. Ich habe dabei so gearbeitet, dass die originale Außenfläche erhalten blieb, also das Modell ist außen bis auf den tausendstel Millimeter mit dem Original identisch. Bei den meisten Teilen waren auch Anpassungen in Richtung Modell notwendig, zB werden die Karosserieteile bei Kässbohrer am Überrollkäfig montiert, den wir im Modell nicht brauchen, und somit die Teile direkt verkleben. 


Am 1. März 2022 ergab sich für Andi Rieger die Gelegenheit, gleich in nächster Nähe meiner Heimat Kleinwalsertal, nämlich am Nebelhorn in Oberstdorf einen PB 400 ParkPro zu fotografieren, der dort für eine Woche zum Testen war. Damit standen uns dann auch genügend Fotos vom Original zur Verfügung. Für mich war klar, dass ich ihn in der ParkPro Variante umsetzen würde, weil er das Fahrerhaus von meinem bestehenden “alten” PB400 ParkPro ersetzen sollte. 


Am 10. Mai 2022 kamen die ersten Druckteile von Shapeways an, die natürlich gleich mal provisorisch zusammengebaut wurden: 

Danach war Glätten der Oberflächen angesagt. Dazu waren lediglich 3 Durchgänge mit Sprühspachtel und 320er Schleifpapier nötig, danach noch eine Feingrundierung und Verschleifen mit 400 und 600 Körnung. Parallel dazu fräste ich die Tiefziehform für die Windschutzscheibe auf meiner Stepcraft 420. Die Form wurde natürlich auch grundiert und fein verschliffen. 

Das neue Design mit dem geteilten ParkPro-Logo schaut zwar super aus, ist aber für uns Modellbauer nicht gerade einfach in der Umsetzung. Ich schaffte mir also einen Schneidplotter an, um Lackiermasken ausschneiden zu können. Die erste Testlackierung verlief erfolgreich, und somit konnte ich die Maskierung und Lackierung der Fahrerhausteile angehen. Es ist wirklich praktisch, sich alle benötigten Masken absolut exakt auf dem Plotter ausschneiden zu lassen. Ich verwende die gelbe Maskierfolie von Tamiya. 

Das Logo und der Schriftzug am Dach wurden aus Vinyl geschnitten und aufgeklebt. Um diese zentrisch und passend ausgerichtet anzukleben habe ich mit schmalen Maskierstreifen Markierungen angebracht. 

Die Haltestangen und Befestigungen für die Spiegel und Zusatzscheinwerfer sind aus Messingdruck, wobei ich in bewährter Weise Messingrohre eingelötet habe. Damit können bei den Spiegelhalterungen auch die Litzen für die Scheinwerfer originalgetreu innen geführt werden. 

Für das Lackieren der schwarzen Ränder an den Scheiben habe ich ebenfalls am Plotter Masken ausgeschnitten:

Anschließend kam dann das Verkleben der fertig lackierten Fahrerhausteile, was immer eine heikle Angelegenheit ist:

Für die Montage am Fahrgestell habe ich provisorische Befestigungsteile aus schwarzen Kunststoffplatten gefertigt. Nachdem Riffelblechteile für den Rucksack noch in der Fertigung sind, bestehen diese vorerst als Attrappen aus bedruckter Kunststofffolie auf Karton.
Am 28. Juni 2022 war der erste Meilenstein geschafft, die Fahrerkabine war außen weitestgehend fertiggestellt. 


Danach kam die Innenausstattung dran, auch dafür hatten wir die CAD-Daten erhalten. Die Bodengruppe und Mitteltunnel sind exakt dieselben wie beim aktuellen PB600 und konnten damit direkt vom vorhanden Bausatz von Pistenking übernommen werden, ebenso die Sitze. Auch die Bedienkonsole + Joystick ist gemäß dem identischen Bedienkonzept aller PistenBully gleich und war vorhanden. So reduzierte sich die Arbeit auf Rückwand, Dach und Türverkleidungen. 

Für die Bodenplatte des Fahrerhauses entschied ich mich für ein Druckteil anstelle eines Aluminium-Blechs, wie es bei den Pistenking-Modellen Standart ist. Erstens war es für mich so schneller verfügbar, und zweitens schaut es originalgetreuer aus. Wobei man zugegebenmaßer die Wannen unter den Sitzen nicht wirklich sieht. 

Für die Innenausstattung waren dann noch jede Menge Details zu machen, die ich im Feindruckverfahren herstellen ließ. Diese müssen unbedingt mit Silberfarbe grundiert werden, da sie nicht UV-stabil sind. Bei der Fußmatte sieht man auch, wie man nach einer Grundierung die Drucklinien erkennen und wegschleifen kann. 

Die Bodengruppe ist beim Original im unteren Bereich in glänzend Anthrazitgrau lackiert, und die Abdeckung vom Mitteltunnel mit schwarzem Kunstleder überzogen. Das wurde natürlich auch beim Modell berücksichtigt. Zudem ritzte ich vorne noch die Trennlinie hinter den Lüfterdüsen ein, und ich setzte auch detaillierte Lüfterdüsen ein, die ich vom PB100 noch zur Verfügung hatte. 

Die Scheinwerfer im Dach wären einfach gewesen, wenn PistenBully nicht einen ringförmigen Blinker verwendet hätte. Nach einigem Überlegen und Versuchen entschied ich mich, für diesen Effekt zwei kleine orange LEDs seitlich einzukleben, und die 5 mm LED vom Scheinwerfer mit Alufolie zu umwickeln. Damit kommt der Effekt recht gut heraus. Für den Bausatz wird Pistenking allerdings eine Platine mit ringförmig angeordneten Micro-LEDs anbieten, damit erspart man sich diesen fummeligen Einbau. 

Ich hatte noch winzige Linearservos übrig, und kam auf die Idee, damit den Suchscheinwerfer am Dach drehbar zu machen. Tatsächlich war dafür genügend Platz zwischen Dach und Dachhimmel vorhanden. Winzige Kugellager dienen zur Lagerung, und die dünnen Litzen werden durch ein Röhrchen mit nur 1 mm Innendurchmesser geführt. Der Einbau erwies sich ebenfalls als eine fummelige Geduldsprobe. 

Damit war der Innenraum nun ebenfalls bis auf’s kleinste Detail originalgetrau nachgebildet. Als echten Hingucker wurde ein funktionsfähiger OLED-Bildschirm von Pistenking installiert, der nach dem Startlogo automatisch zwischen zwei Bildschirmansichten wechselt. 


Natürlich braucht ein PistenBully auch einen Fahrer, in diesem Fall niemand geringerer als Han Solo in jungen Jahren, den ich wie schon beim PB100 aus einer Star Wars Action-Figur angepasst habe, und selbstverständlich mit den obligaten Vans MTE an den Füßen. Mehr dazu hier. 

Zum Abschluss machte ich noch die Details hinter den Lufteinlässen beim Rucksack, wobei mir wieder CAD-Daten und Fotos zur Verfügung standen. 

Für die Wintersaison 2023/24 habe ich die Flotte auf Snowsat aufgerüstet, erkennbar durch die typischen weißen Antennen am Dach, und natürlich dem obligaten Aufkleber auf der Windschutzscheibe: 

Winde

Das Fahrgestell wurde unverändert von meinem PB400 ParkPro 4F Winde übernommen, und damit war als letzter Akt des Umbaus die Winde auf das aktuelle Design zu ändern. Auch dafür hatten wir dankenswerterweise von Kässbohrer CAD-Daten erhalten. Somit konnte ich die neuen Abdeckungen originalgetreu erstellen. Der Windenarm musste nun von Schwarz wieder auf Rot umlackiert werden, und ich verpasste ihm auch endlich den seitlichen Hydraulikzylinder zum Abkippen. 

AlpinFlex-Fräse

Die Fräse hat beim Original schwarze Finisher, also wurden diese ebenfalls ausgetauscht. Bei der ParkPro Version sind die oberen Teile des Überwurfschutzes schwarz statt transparent, diese waren aus schwarzen Kunststoffplatten auf meiner Stepcraft in CNC schnell hergestellt. Und der Schneideplotter erzeugte die schwarzen PistenBully Logos. 

Die Fräse wurde noch mit dem zusätzlichen Hydraulikverteiler mit Rückwärts-Kamera und Scheinwerfern ausgestattet und entspricht damit dem aktuellen Stand:

Literatur

Im Fachmagazin Rad & Kette 4/2022 ist eine Vorschau, und in 1/2023 ein ausführlicher Artikel von mir über den Bau der Fahrerkabine des neuen PB400 Run Red veröffentlicht worden.

Die Artikel sind als PDF-Dateien zum Herunterladen verfügbar (mit freundlicher Genehmigung des Verlags), einfach auf das Bild klicken. 




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